Hier mal etwas außer der Reihe. Kein Retro Computer, sondern ein Emulator auf einem Raspberry Pi in einer kleinen Box - daher auch ZX Spectrum Box.
Ich fand das Ding irgendwie witzig. Daher habe ich es mir bestellt. 40 Euro sollte der Spaß kosten.
Nachdem das Paket ankam, habe ich es gleich ausgepackt und wollte die Box anschließen. Ich wusste die Box ist klein, aber dass sie so winzig ist, das hatte mich dann doch überrascht. Hab erst gesehen, als sie da war, dass da ein Zero eingebaut ist.
Beim Anschließen habe ich dann auch gleich festgestellt, dass wohl die Platine im Gehäuse wohl etwas verrutscht ist. Da werde ich wohl mal die Box aufmachen müssen. Denn der HDMI-Anschluss passt nicht immer 100%ig rein. Leider ist das Gehäuse verklebt.
Er ist gerade knapp über dem Ich-bekomme-ein-Signal-Punkt. Je nachdem wie Spannung auf das Kabel ausgeübt wird kann das Signal abreißen. Aber für erste Tests reichte es.
Nachdem ich die Box angeschlossen und eingeschaltet hatte, fiel mir erst ein, dass da ja ausdrücklich keine Tastatur mit kam. Zum Glück habe ich eine Mini-Bluetooth-Tastatur, die eigentlich an meinem Medien-Center hängt (Raspi 4B). Und die Box hat zwei USB-Anschlüsse (einen für den Strom) und ein mitgeliefertes Adapterkabel, an diesem konnte ich den Bluetooth-Adapter anschließen.
Mit der Tastatur ist es im 48k-Modus natürlich etwas schwierig ein BASIC-Programm zu tippen, aber es funktioniert. Man muss sich halt ggfs. ein Bild des Tastaturlayouts daneben legen. Die Umschalt-Funktionen des Speccy-Keyboards bekam ich auch recht schnell raus.
Dank eines beiliegenden Zettels konnte ich erfahren, dass man mittels der F1 Taste in die sehr umfangreiche Software-Bibliothek der Box verzweigen kann und hier dann direkt ein Programm oder Spiel laden kann. Das Laden läuft in Echtzeit, also mit den Ladestreifen. In dem umfangreichen Konfigurationsmenü lässt sich das sicher ändern, aber ich fand das so hübscher, anstatt einem "Zack-Fertig".
Wie sich herausstellt, ist in der Box der Fuse Emulator installiert, in der Version 1.5.7.
Es ist nervig, dass die Platine im Gehäuse wackelig ist. Umso ärgerlicher, dass das Gehäuse nicht mit Clips zugehalten wird, sondern verklebt wurde. Somit ist es extrem schwierig an die Technik ran zu kommen. Und sei es nur, um ein Backup der SD-Karte zu ziehen, die in der Box verbaut sein muss. Das wird wohl eine kleine Friemelarbeit werden, das Gehäuse so zu öffnen, dass es danach auch wieder gut schließt.
Also ran ans Werk.
Ich habe mir letztens ein Tool-Set von Ifixit besorgt, das ist jetzt genau das richtige Werkzeug um das Gehäuse zu öffnen, ohne es großartig zu beschädigen.
Und da ist es schon offen.
Es stellte sich heraus, dass der Raspi (ein Zero) nicht aus der Halterung gerutscht ist, sondern dass die Haltelöcher und die Zapfen auf denen der Raspi fixiert wird, etwas Spiel haben, so dass der Raspi nach hinten rutschen kann. Aber zuerst mit W32 Disk Imager die SD-Karte gesichert. Verbaut ist eine 16GB SD-Karte, neben einer 250MB Boot-Partition ist noch eine 7,5GB Partition mit dem ganzen Betriebssystem, dem Emulator und der Softwarebibliothek. Ca. 7,5GB der Karte sind ungenutzt.
Ist nicht schön, aber effektiv. An der Seite wo der Raspi Spiel hatte die Spitze eines Zahnstochers eingeklemmt. Somit sitzt der Raspi bombenfest.
Leider greifen die Zapfen des Gehäuses nicht mehr so astrein. Vielleicht war auch das der Grund, weshalb das Gehäuse verklebt wurde.
Für knapp 5 Euro gibt es so ein Gehäuse nachzukaufen, oder man nimmt ein völlig anderes. Ich hätte hier eher ein kantiges schwarzes Gehäuse gewählt, das von der Form her eher an die Plus-Modelle des Speccy erinnert. Das hier gewählte Gehäuse ist ein Standard-Gehäuse, wie es meist bei Raspberry Pi Zero Kits beiliegt. Vielleicht mache ich mir die Mühe und suche ein passenderes Gehäuse für die ZX Spectrum Box.
Das ist eine Aussage, die ich mal kommentieren möchte. Die Box als "home made" zu bezeichnen ist schon etwas hoch gegriffen. Es wurden hier nur Standard-Teile eingesetzt. Im günstigsten Fall komme ich auf 20 Euro Materialwert. Die SD-Karte mit Raspbian zu bespielen ist kein Hexenwerk. Den Fuse Emulator zu installieren ist danach auch ein Klacks. Die einzige Anpassung ist die Softwarebibliothek, die im Fuse hinterlegt wurde. Es fehlen ein paar ROMs, ich habe jetzt nur den 1.6.0 Fuse unter Windows als Referenz. Hier sind die Timex 2068er ROMs, sowie das +3e vorhanden. Auf der Box fehlen diese.
Das Raspbian ist so konfiguriert, dass es direkt Fuse startet und wenn man dieses beendet nicht in eine Konsole oder Desktop zurückfällt. Ebenso sind alle Konsolenanzeigen deaktiviert. Man sieht also nicht, was da im Hintergrund alles geladen wird. Leider bin ich kein Profi, was Raspbian angeht. Aber ich werde die SD-Karte mal über einen anderen Raspberry anschauen.
Diese künstlich geschaffene Black Box finde ich nicht gut. Ich kann weder das OS aktualisieren, noch Fuse, noch kann ich weitere Software in die Bibliothek einspielen. Wenn jemand weiß, wie man diesen Kiosk-Modus bei Raspbian wieder ausschalten kann, wäre ich dankbar.
Update:
Ich habe den Verkäufer und Hersteller kontaktiert und ihn darum gebeten mir zu sagen, wie ich auf das Betriebssystem komme und dass ich in der Installation einige ROMs vermisse.
Die Antwort kam auch prompt, inkl. einer Anleitung, wie man den Boot abändern kann, damit nach Beendigung vom Fuse wieder in Betriebssystem zurückkehrt.
"... the most simple way to fall back to Raspbian is to open the case (it's glued a little bit with super glue) with a help of a cutter and take out the micro sd card, put it into a computer and modify the file called rc.local located in /etc/ folder using notepad editor. There delete the last line 'shutdown now' save the file and now is ready! When you exit Fuse Emulator will fall back to Raspbian login. The username is "pi" and the password "raspberry". In order to update the Fuse Emulator you have to copy the file onto sd card."
Auf Deutsch, mittels einem entsprechenden Werkzeug - er schlägt einen Cutter vor - das verklebte Gehäuse öffnen. Die SD-Karte entnehmen und an einem Computer öffnen. Die Datei rc.local im /etc-Ordner editieren und dort die letzte Zeile mit "shutdown now" löschen. Da hätte ich auch mit meinen beschränkten Linux-Kenntnissen drauf kommen können 😀
Der Login ins Raspbian erfolgt dann mit dem Benutzer "pi" und dem Passwort "raspberry". Für das Updaten des Fuse muss man über die SD-Karte die Update-Dateien kopieren, denn der verbaute Raspberry Pi Zero hat kein WLAN, kann also daher nicht ins Internet um sich die Updates dort herunterzuladen.
Wegen der fehlenden ROMs will er aber die Tage wohl die Installation nochmals prüfen.
Die prompte Reaktion sehe ich positiv. Ich werde die Updates jetzt mal durchführen und freue mich schon darauf mit der Box weiter herum zu spielen.