Ein weitverbreiteter Speicher für die meisten 8-Bit-Heimcomputer der frühen 1980er Jahre war die Verwendung von Kassetten zur Programmspeicherung. Diskettenlaufwerke gab es z.B. die 1541 für den C64, jedoch noch sehr teuer. Festplattenlaufwerke waren im Heimcomputer-Bereich nicht vertreten, da auch zur damaligen Zeit unbezahlbar. Als ZX Spectrum Benutzer brauchte man also Geduld, um Programme von der Kassette zu laden. Zudem war es damals ja so, dass die Computer nicht multitaskingfähig waren und immer nur ein Programm geladen werden konnte. Je nach Programm musste man zum Beenden des Programms den Stromstecker ziehen - im Gegensatz zu Commodore dachte man bei Sinclair an soetwas wie einen Einschalter nicht - das lag eventuell auch an der Bauweise der britischen Steckdosen. Die Steckdosen in Großbritannien sowohl in der Wand als auch in Mehrfachsteckdosen verfügen über Ein-/Aus-Schalter.
Jedoch gab es für ZX Spektrum Benutzer eine Alternative, 1983 wurde eine weitere Speicher-Option in Form des ZX Microdrive veröffentlicht. Das ZX Microdrive benötigte zum Betrieb das Interface 1 welches die notwendige Schnittstelle und das ROM beinhaltete.
Das Interface 1 und das ZX Microdrive kamen etwas verspätet, da es bei der Entwicklung Verzögerungen gab, weshalb die Routinen zur Ansteuerung des ZX Microdrives es nicht in das ROM des Spectrums schaffte und über das ROM des Interface 1 eingeblendet werden mussten.
Das ZX Microdrive war ein von Sinclair Research selbst entwickeltes Gerät, das im Grunde ein Bandlaufwerk für Minibänder darstellte. Versprochen waren blitzschnelle Ladezeiten von wenigen Sekunden zusammen mit einer relativ großen Speicherkapazität von über 80 kB. Dazu sollte das ZX Microdrive zu einem günstigen Preis verfügbar sein. Damit wollte man sich auch von anderen Hersteller abgrenzen, die teure Floppy- oder andere Speicherlaufwerke anboten.
Das ZX Microdrive war ein kleiner Kasten von ca. 8 x 9 x 5 cm und wog nur knapp ein halbes Pfund (ca. 220g). Vom Design her lehnte man sich der Aufmachung des Gummitasten-Spectrums an. Auf der Vorderseite befindet sich eine Öffnung für die Microdrive-Kassetten. Auf jeder Seite auf der Rückseite befindet sich ein 14-poliger PCB-Kantenanschluss zum Anschluss an das Interface 1 bzw zum Anschluss weiterer Microdrives. Auf diese Weise können maximal acht Laufwerke angeschlossen werden. Im Laufwerk dient ein modifizierter Stereo-Tonkopf zum Lesen und Schreiben der Bits.
Die Kassetten für den Microdrive sind wie das Gerät selbst Winzlinge (44 x 35 x 8 mm). Darin sind ca. 5 Meter Chromdioxidband, halb so breit wie das in den zu jener Zeit populären Audio-Compact Cassetten. Ein kompletter Durchlauf des Bandes dauert 7,5 Sekunden. Aufgrund des Laufgeräusches und der unüblichen Konstruktionsweise wurde dieses Band damals im Jargon gerne als „rasender Schnürsenkel“ betitelt. Leider unterlagen die mechanischen Teile dem schnellen Verschleiß und die Kassetten wurden schnell unzuverlässig und schließlich unbrauchbar. Bandsalat oder aufgrund der Mechanik gedehnte Bänder führten oft zum Verlust der Daten. Mit der Zeit wurde auch der Filz, der den Gegendruck zum Schreib-/Lesekopf herstellt, porös oder der Kleber verweigerte den Dienst und der Filz verschwand im Inneren der Kassette - was meist dann auch zu einem Totalschaden führte. Zu allem Überfluss waren die Kassetten im Verhältnis sehr teuer. Aber auch nach knapp 37 Jahren gibt es immer noch sehr gut funktionierende Kassetten.
Das ZX Microdrive wurde zu einem Preis von £ 49,95 verkauft, das Interface 1 ebenfalls für £ 49,95. Bei Bestellung eines Microdrives konnte man das Interface 1 für £ 29,95 erstehen.